Am Samstag war es nach zwei Terminverschiebungen endlich soweit: Mädelsrunde die Dritte! Und mal wieder war unser Trüppchen ein Hochgenuss. Und das Beste: Noch mehr Mädels!

Titelbild & Fotos: Thomas Kaplanek
Text: Jana Zoricic

Nach einem stressigen und vollen Terminkalender war ich gar nicht so richtig in motivierter Stimmung, mich aufs Rad zu schwingen. Vor allem hatte das Wetter die ganze Woche mal wieder gar keine guten Aussichten für uns, nachdem wir den Termin schon zwei Mal wegen unzumutbarem Wetter verschieben mussten. Doch diesmal sollte Petrus auf unserer Seite sein! Trotz angesagtem Regen blieb es bis zum Ende trocken.

Als ich mit meinen zwei Mitfahrerinnen am Parkplatz ankam, kein Mädel weit und breit. Ich holte mir einen Kaffee, packte meine Sachen aus und dachte „hhm..so langsam müsste ich doch jemanden sehen oder?“ Ein wenig Unmut machte sich breit, bis eine von den Teilnehmerinnen angeradelt kam und sagte, dass alle drüben auf dem anderen Parkplatz stehen.
Ganz aufgeregt parkten wir schnell um und als ich langsam auf den anderen Parkplatz rollte, schlug mir das Herz fast bis zum Hals: Da standen so viele Mädels! Alle abfahrbereit! 14 Mädels um genau zu sein. Downhill Bikes, Freerider, Enduro-Bikes, Fullface Helme, Halbschalen…alles dabei!

Ich war völlig von der Rolle, drehte mich erstmal ein wenig im Kreis vor Aufregung, wusste gar nicht so richtig wohin mit mir, weil es so langsam in meinem Kopf ankam: Alle sind hier um zusammen Rad zu fahren! Viele sogar mit über einer Stunde Anreise-Zeit! So machte sich ganz schnell die Vorfreude breit, wir schmiedeten einen Schlachtplan und machten uns los zur Halde.

Die endlosen Gefilde der Halde Hoppenbruch

Da unsere zweite Guide-Dame Sophie leider krank war und sich schonen musste, (sie hat uns trotzdem an der Strecke besucht, danke Sophie!!) war ich mit der ersten Gruppe auf mich allein gestellt. Die Strecke findet sich schon von alleine, ich war ja schon mal hier! …Von wegen. Der Weg hin war kein Problem, aber wo war denn jetzt nochmal die Strecke? Irgendwo hier links…nein, hier ist Baustelle, hier dürfen wir nicht weiter. Alle wieder zurück! Ohje.
Mit Hilfe eines netten Baggerfahrers fanden wir die Strecke endlich, luden unsere Sachen ab und teilten die Gruppen ein.

In dem ganzen Chaos machte sich die Sorge breit, was wenn alle das hier doof finden? So viele waren wir noch nie, was wenn sich keiner mag? Oder die Strecken doof findet?

Aber ich ließ mich nicht unterkriegen, das Ziel war schließlich Spaß auf dem Bike ganz allein unter Mädels und das galt jetzt umgesetzt zu werden! Wir starteten unsere Tour während eine handvoll an der Sprung-Strecke blieb um dort fleißig zu üben.

Wir machten uns auf den Weg über die Freeride-Strecke…und da blieben wir dann auch. Großes Gejubel und „Nochmaaal!“ nach der ersten Abfahrt führte zur nächsten Abfahrt und zur Nächsten, Local Vivien Nielsen schnappte sich die Mädels, die an ihrer Sprung-Technik arbeiten wollten.

Gejubel und Gejauchze

Während ich auch versuchte, mein kleines bisschen Wissen über Fahrtechnik weiter zu geben, hörte ich beim Hochschieben laute Rufe aus dem Wald. Oh nein, ist jemand gestürzt?
Doch als wir oben ankamen war das Einzige was ich sah ein paar strahlende Gesichter, mit einem riesigen Grinsen von Ohr zu Ohr. „Ich bin grad über den Stein gesprungen! Boah! Das Adrenalin pumpt immer noch!“ Wir jubelten alle zusammen und machten eine Runde nach der anderen. Und auch nach den ersten Stürzen sich keiner unterkriegen!

Lisa Kruse vom Team Solid National Racing war so nett mir ihre GoPro umzuschnallen um unser Gejubel und Gejauchze auch festhalten zu können. Währenddessen begleitete Andre Menke uns ebenfalls mit seinen Kameras mitten im Getrubel der Mädels. Traildog Oscar schnupperte sich durchs Geschehen, es wurde gelacht, rumgewitzelt und ganz, ganz viel Rad gefahren!
Zwischendurch versuchten sich die Jungs unter uns zu mischen aber wir ließen uns nicht stören. Weiter heizen war der Plan!

Ich weiß gar nicht, wie viele Abfahrten ich an dem Tag gemacht habe, der Stress der letzten Tage war komplett vergessen. Ich hatte so viel Spaß unter den vielen Mädels, dass ich gar nicht wusste wohin mit meiner Energie. Es bildeten sich von alleine kleinere „Trainings-Grüppchen“, die entweder andere Trails erkundeten, springen übten, quatschten oder Fahrtechnik und Hürden besprachen. So langsam kam endlich in meinem Kopf an, dass das genau das war, was ich mir gewünscht hatte! Nur noch viel besser.

Als die Ersten zu mir kamen und fragten, wann wir denn das nächste Mal zusammen fahren gehen, ging mir das Herz endgültig auf. Es war so schön zu sehen, dass alle so viel Spaß hatten und über sich hinaus wachsen konnten! Jede auf ihre eigene Art und Weise.

Jeder Fortschritt zählt

Oft ist es so, dass die eigenen kleinen Erfolge von uns Frauen als unwichtig abgestempelt werden, da wir ja keine Männer sind. Die machen größere Sachen mit viel weniger Aufwand. Das hat oft zur Folge, dass wir unsere Erfolge, über die wir uns eigentlich riesig freuen, herunter spielen oder gar nicht erst erwähnen. „Weil das ist ja gar nichts besonderes“

Doch das ist es! Jede Wurzel, jeder Stein, jede Kante und jede Abfahrt ist etwas ganz Besonderes. Denn mit jedem Schritt wird man ein kleines bisschen besser. So wächst man über sich hinaus, so gewinnt man Selbstvertrauen einen Schritt weiter zu gehen, egal wie groß der aussieht. Auch wenn man nicht alles an einem Tag geschafft hat, auch wenn man es nach dem 100. Mal nicht geschafft hat, es ist jedes Mal etwas dabei, das besonders ist.
Ihr dürft nicht vergessen, Gravity, egal welche Disziplin, ist Extremsport. Wir mit unseren dicken Bikes und riesigen Helmen sind todesmutig! Und wir haben Spaß dabei, das ist das Beste daran.

Es waren alle Kenntnisstufen dabei, von Anfängern bis Fortgeschrittenen und Lizenz-Downhillerinnen und wir alle konnten an diesem Tag unsere Erfolge feiern. Das ist kein Zufall. Denn wir Mädels halten zusammen! Jeder Fortschritt zählt. Immer.

Und deswegen brauchen wir mehr solcher Tage!

[vc_gallery interval=“5″ images=“4206,4207,4208,4209″ img_size=“full“]