Trailsurfers – Ein Verein mit Pionierarbeit

Die Situation zwischen Bikern und Komunen, Jägern und Gesetz ist oftmals sehr angespannt. Auch in Baden-Württemberg. Der Verein Trailsurfers geht mit einem Vorzeigeprojekt voran, wie alle Parteien eine gemeinsame Lösung finden können. Das Interview mit dem Vereinsvorsitzenden Stefan Pyttlik.

In der Vergangenheit hatten wir bereits über den Verein Trailsurfers aus Beilstein in Baden-Württemberg mit ihrer vorbildlichen Aktion des Wood Cleanings berichtet. Aber wie kam es überhaupt zur Vereinsgrünung? Was sind die Hintergründe?

Aus der Illegalität in die Realtiät – die Trailsurfers

Mit Weitsicht lässt es sich nicht nur besser den Trail entlangblasen, sondern es können auch aus verbitterten Feinden Partner werden. So geschehen in Beilstein, einer Gemeinde unweit von Heilbronn, in der anfangs ein paar Mountainbiker ihr Unwesen im Wald trieben. Zumindest sahen das so einige Bürger aus dem konservativen Flügel der Gemeinde. Es wurde unter vorgehaltener Hand gedroht, beschuldigt und über die Mountainbiker hergezogen.
Doch einige Menschen mit Weitsicht haben den Lenker herumgerissen und sind mit der Gründung eines Vereins und viel diplomatischem Geschick aus der Sackgasse der Konfrontation hinausgeradelt und haben mit der Gemeinde und ihrem Verein Trailsurfers Baden-Württemberg e.V. etwas geschafft, woran sie anfangs wohl selber nicht geglaubt haben.

Trailsurfers Beilstein
Die Trails in Beilstein sind ein Vorzeigeprojekt für ganz Deutschland

Wir haben mit Stefan Pyttlik, dem 1. Vorstand der Trailsurfers über die Probleme und Chancen gesprochen, die der Boom des Mountainbikens mit sich bringt.

Aller Anfang ist schwer. So auch bei euch in Beilstein, als ihr mit den Bikes in den Wald abgebogen seid.
Der Haussegen hing definitiv schief! Der Ärger der Jäger, Weinbauern und Waldbesitzer war verständlicherweise groß. Der Grund: Im Wald rund um Beilstein entstanden ständig neue Trails. Das führte dazu, dass es immer mehr Biker in den Wald zog und sich eine Art Wildwest-Eigendynamik entwickelte, unter welcher der Wild- und Naturschutz leiden musste.  Es lag also auf der Hand, dass sich die Fronten zwischen den Lagern verhärten würden. Zudem war für die Gemeinde Beilstein die Haftungsfrage völlig ungeklärt. Zu dieser Zeit  herrschte große Uneinigkeit unter den Mountainbikern. Auf der einen Seite sprachen  Einzelpersonen isoliert mit der Gemeinde und dem Landratsamt, die aber nicht die Interessen  der Szene vertraten. Auf der anderen Seite hielten fähige Mountainbiker und Trailbauer lieber  die Füße still, weil sie Angst haben mussten, gegen geltendes Recht verstoßen zu haben. Neben der Situation im Wald stand auch noch ich mit meinem gewerblichen Bikeshuttle in der  öffentlich, hitzig geführten Debatte. Die Situation ließ aus Bikersicht nur zwei Schlüsse zu:  Abtauchen in die Illegalität oder Auswandern in ein anderes Gebiet.

Trailsurfers Beilstein
Stefan Pyttlik hat die Lebensphilosophie: Der Versuch ist es wert!

Bis Mai 2016 war ich  felsenfest davon überzeugt, nie wieder einem Verein beizutreten. Ich hielt das Vereinswesen für spießig und antiquiert. Na ja, jetzt bin ich 1. Vorsitzender des Vereins Trailsurfers Baden-Württemberg e.V.. Ich schwor mir bei der Gründung kein manipulierender Funktionär zu werden und alles für mein Vorhaben auf den Kopf zu stellen, um sozusagen der Anti-Verein der Vereine zu werden. Und siehe da: Plötzlich bewegten wir uns als Trailbauer offiziell und frei im Wald ohne Versteckspiel. Die unzählig erbrachten, gemeinnützigen Stunden waren etwas wert in der Gemeinde und konnten gegen andere Meinungen wirkungsvoll eingesetzt werden. Ich war kein illegaler Trailbauer der ersten Stunde mehr, sondern legitimierter  Sprecher der Mountainbiker. Wir haben sehr schnell das Mountainbiken auf eine breite Basis gesetzt, was sehr viel Druck von meinen Schultern nahm. Danke an alle, die mich dabei  unterstützt haben.

Trailsurfers BeilsteinAls 1. Vorsitzender der Trailsurfers hast du dich dann vertraulich an den Bürgermeister gewandt.
Genau. Unser Gespräch unter vier Augen dauerte rund zweieinhalb Stunden. Es ging überwiegend darum, dass ich versucht habe die Chancen, die sich für Beilstein durch unseren Sport eröffnen können, zu erklären. Den Rest des Gesprächs ging es um die aktuelle Situation mit all ihren Problemen. Ich hatte die kompletten Gründungsunterlagen des Vereins dabei. Anhand dieser konnten wir durch Alter, Wohnort und Bildungsgrad der Mitglieder, die Zielgruppe der Mountainbiker sehr gut festmachen.
Das Bild der Mountainbiker änderte sich nach diesem Gespräch in der öffentlichen Wahrnehmung aus meiner Sicht um 180 Grad. Wir beschlossen am Ende unseres Treffens per Handschlag, dass die Kommunikation zukünftig  ausschließlich über die Gemeinde und den Verein laufen sollte, um jeglichen Emotionen und Gerüchten den Nährboden zu entziehen. Herr Holl, unser Bürgermeister, hat einen  ausgesprochen guten Job gemacht, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Die Forstbestände sind  für Pflanzen- und Tierwelt elementarer Lebensraum.

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