KOM macht rücksichtslos

Auf der Jagd nach der schnellsten Zeit sind Störungen und Unterbrechungen nicht vorgesehen. Wenn die Stoppuhr den Erfolg oder Misserfolg einer Radfahrt definiert, ist kein Platz mehr für ein spontanes Schwätzchen mit Oma Gisela, die Dackel Waldemar über den Trail führt, oder um sich auf dem Radweg in Ruhe hinter der fröhlich schwatzenden Gruppe Studenten einzureihen. Dann heißt es nur noch: Mit so wenig Zeitverlust wie möglich überholen. Ob sich jemand erschreckt oder ängstigt, was zählt das schon im Vergleich zur Bestzeit in der Community? Schon weit unterhalb einer möglichen Unfallgefahr ist so ein Verhalten rücksichtslos und zudem angetan, Konflikte mit anderen Wegenutzern heraufzubeschwören oder zu verschärfen.

5 Schattenseiten von STRAVA und Co
Europa als Strava-Landkarte

KOM erhöht Nutzungsdruck

Ein Blick auf die globale Strava-Heatmap, die Karte, auf der gezeitete Segmente nach Nutzungshäufigkeit farblich dargestellt werden, verrät sofort: Die Segmente sind überall, also auch an Orten oder über Pfade und Straßen, die sich nicht für eine wettbewerbsmäßige Nutzung eignen. Im Naherholungsgebiet direkt hinter der Stadt, in Naturschutzgebieten, vorbei an Schulen oder über die am stärksten befahrenen Alpenpässe. All diese Wege oder Straßen werden seit Jahren von ortskundigen Radsportlern mehr oder weniger konfliktfrei genutzt. Nun stehen sie einer digitalen Community mit Millionen von Nutzern zur Verfügung. Jedes neue Segment, jeder neue KOM zieht mehr und mehr Menschen an, die sich darauf und daran messen wollen. Und zwar völlig unabhängig davon, ob Wegebeschaffenheit, Auslastung, Witterungsverhältnisse etc. einen solchen Nutzungsdruck überhaupt verkraften.