Interview mit Tim Schüz

Tim während der Leistungs-diagnostik – noch ist er entspannt

Du hast vor dem Einstieg in den Trainingsplan zum ersten Mal eine Leistungsdiagnostik gemacht, wie war das für dich?
Zuerst bin ich einen Stufentest gefahren, bei dem alle drei Minuten die Leistung um 40 Watt gesteigert wurde. Das war easy. Nach einer Pause musste ich 15 Sekunden maximal sprinten ohne austreten. Das war schon krass und da ist mir auch etwas übel geworden [lacht]. Es war sehr interessant zu sehen, wie professionell man den Radsport betreiben kann. Von den Leistungswerten angefangen, über die Analyse der Laktatwerte bis hin zu meinem genauen Energiebedarf bei unterschiedlicher Belastung. Das war wirklich aufschlussreich, was man da alles herauslesen kann.

Deine Sitzposition wurde hier ja auch gleich angepasst. Wie fühlst du dich jetzt nach einigen Wochen damit?
Wir haben den Sattel tiefer und weiter nach vorne gestellt, die Cleats wurden auch verstellt. Das Ganze hat bei mir zu einer angenehmeren Sitzposition und besseren Kraftübertragung von den Beinen auf’s Pedal geführt.

Du trainierst das erste Mal strukturiert mit einem Trainingsplan. Hast du dir anfangs schwer getan, dich an die Vorgaben zu halten? Wie ist es nach vier Wochen? Welche Verbesserungen merkst du?
Ja, anfangs ist es mir schwer gefallen, mich an die Einheiten und deren Intensität und Dauer zu halten. Mein Grundlagenbereich lag gut 90 Watt unter der Leistung, die ich gewöhnlich getreten hätte. So habe ich mich zu Beginn etwas unterfordert gefühlt. Sonst war ich auf „langweiligen“ Runden immer auf der Jagd nach dem höchsten Schnitt und Strava-KOMs und jetzt muss ich langsam machen. Dagegen ist es mir von Anfang an recht leicht gefallen, mich für die Intervalle zu motivieren und diese durchzuziehen. Später fiel es mir dann aber auch leichter, wirklich im lockeren Grundlagenbereich zu fahren, da der Körper durch die häufigen Einheiten schon extrem entkräftet wird. Jetzt freue ich mich jedes Mal über eine nur leichte Einheit.
Da ich sehr selbstkritisch bin, habe ich für mich selbst recht wenig Veränderung festgestellt. Ich bin der Meinung es geht immer besser und dass einem die Intervalle noch leichter fallen könnten mit zunehmendem Trainingsfortschritt. Allerdings sehen das meine Freunde, die mit mir fahren, etwas anders und klinken sich spätestens aus, wenn es an die Intervalle geht. Ich warte dann halt nach dem Intervall auf sie. [lacht]

Wie ist es mit einem Powermeter zu biken und auf den Trails zu fahren?
Das ist sehr interessant! Besonders der Aspekt der Objektivität, die diese Technik mit sich bringt, ist genial. So kann man nämlich sein subjektives Gefühl der Anstrengung mit den realen Zahlen vergleichen und so seine tatsächliche Tagesform und den Trainingsfortschritt bestimmen. Zudem ist es auch spannend zu sehen, wie viel Output man auf den Trails hat und im Nachhinein die Intensivität seiner Sprints analysieren zu können.

Das Setup für die geplante Leistungssteigerung: Ein Wattmesser wie die Rotor Inpower-Kurbel und ein entsprechend kompatibler Radcomputer wie der Rox 11.0 von Sigma

Wie ging es dir mit dem ovalen Q-Ring? Welchen Unterschied spürst du zum „normal runden“ Kettenblatt?
Zuerst war es sehr ungewohnt mit dem ovalen Kettenblatt zu fahren. Ich hatte immer wieder das Gefühl ins Leere zu treten. Nachdem man sich aber an den richtigen Tritt gewöhnt hat, funktioniert es einwandfrei. Ich haber für die Umgewöhnung zwei bis drei Ausfahrten benötigt.

Du bist jetzt das erste Rennen, das Enduro One in Frammersbach, mit Powermeter und etwas müden Beinen vom Training gefahren. Was war da anders als zu den Rennen bisher?

Enduro1 in Frammersbach war für Tim nur ein Trainingsrennen – Fokus liegt auf DM und die EWS in Finale Ligure

Die Motivation war auf jeden Fall groß und so habe ich auch kurzfristig ordentlich Druck auf die Pedale bringen können. Das hat mir im Prolog dann den ersten Platz in der Pro Klasse gebracht. Allerdings konnte ich dann im Rennen diese Leistung nicht halten und habe mich nicht ganz so „spritzig“ gefühlt, was nach Rücksprache mit Clemens an der hohen Trainingsdichte und -intensität und der damit einhergehenden Ermüdung in den letzten Wochen lag. Aber da das Training ja auf die Deutsche Meisterschaft in zwei Wochen ausgerichtet ist und meine Leistung dort wichtiger ist, ist das schon ok. [grinst]