Was sind eurer Meinung nach die größten Hürden für Kommunen und Städte, ein solches Projekt zu realisieren?

Der finanzielle Aufwand definitiv. Und die immens komplexe Projektentwicklung, bei der eine Vielzahl von Arbeitsbereichen professionell abgearbeitet werden müssen. Von den genehmigungstechnischen Themen, über Vermarktungs- bis hin zu Finanzierungsfragen müssen die Projektverantwortlichen fachlich alles abdecken. Oft auch eine personelle Frage bei Kommunen und Seilbahnbetreibern –  weniger eine Frage des Könnens und Wollens.

Hinzu kommt aber meist noch das fehlende Know How im Bereich des doch sehr spezifischen touristischen Bereichs im Gravity Sport. Aber aus diesem Grund haben wir ja ecoparc concepts gegründet. Beratend und/oder projektverantwortlich können wir auf Basis unserer Erfahrungen hier eine immense Stütze sein und entsprechende Wege zum Erfolg aufzeigen. Jeder Standort ist anders und muss daher konzeptionell sehr sorgfältig geprüft werden.
Es gibt auch Standorte von denen wir abraten würden. Nicht jeder Berg braucht einen Bikepark, aber viele Standorte brauchen eben auch einen Bikepark. Potenziale sollte man daher sorgfältig bewerten und auch mal den Mut haben ein Projekt abzusagen, wenn man von den Erfolgsaussichten nicht absolut überzeugt ist. Immerhin muss in solchen Projekten ja in der Regel einiges an Geld investiert werden. Investoren und Banken möchten eine sinnvolle Investition tätigen und ihr Geld ja auch gerne entsprechend verzinst wieder zurückbekommen. Darauf baut letztlich ja doch alles auf und man sollte diesem Sachverhalt sehr früh Rechnung tragen.

Gab es auch Projektgegner (Politiker, Naturschützer, Jäger, Anwohner…)? Was waren deren Argumente? Wie seid ihr denen begegnet?

Ein Großteil meiner Arbeit ist meist politisch. Gerade vor ein paar Jahren als wir am Idarkopf begannen war der Gravity Sport immer noch nicht da wo er heute ist. Es hat sich in der Zwischenzeit wirklich viel getan. Aber in der Zwischenzeit musste sehr viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Trotzdem muss ich sagen, dass die Politik, aber auch die Bürger vor Ort und in der gesamten Nationalpark-Region Hunsrück-Hochwald, immer an einem Strang gezogen haben. Man will hier was bewegen und war unseren Planungen gegenüber mehr als offen.

Jagd und Naturschutz ist wiederum ein anderes Thema. Jäger und Mountainbiker sind traditionell ja nicht immer einer Meinung, obwohl sie aus meiner Sicht eigentlich durchaus gut harmonieren können. Hier fehlt oft der Dialog – und dadurch auch ein gegenseitiges Verständnis. Schon sehr früh zum Beginn der Gründung von ecoparc concepts habe ich mir die Mühe neben dem Tagesgeschäft gemacht mich über neun Monate zum Jagdscheininhaber ausbilden zu lassen. Sozusagen eine berufliche Fortbildungsmaßnahme in Verbindung mit einer enormen Wissenslust für die Arbeit der Jäger. Hier habe ich viel über die Natur, aber auch über unseren Einfluss als Mountainbiker gelernt. Dies hilft mir heute oft den teils verhärteten Fronten mit Fachwissen zu begegnen. Beide Seiten sind näher beieinander als man denken mag.
Am Idarkopf haben wir das Thema Jagd auf Augenhöhe gelöst und es nie zum Problem für beide Seiten aufkommen lassen. Beim Naturschutz ist es leider etwas anders. Hier arbeiten wir mit höchster Präzision, da die Gegner meist nicht mit offenem Visier gegen solche Projekte arbeiten. Überzeugten Projektgegner fehlen aber auch oft sachliche und fachliche Argumente. Insoweit schon Schade, da solche Projekte einer Kanalisierung dienen und durchaus auch einen Beitrag zum Naturschutz leisten können. Da ich selbst überzeugter Naturschützer bin, fällt uns diese Arbeit aber auch nicht sonderlich schwer.

Bikepark Idarkopf
Die Nicos beim Fachsimpeln: Nico Vink und Nico Reuter hinterfragen jede Line auf Bike-Spaß und Naturverträglichkeit gleichermaßen

Die Einbindung des Naturschutz ist Teil eurer Philosophie. Wie kann man sich das im Allgemeinen und im Speziellen am Idarkopf vorstellen?

Naturschutz ist aufgrund der Gesetzgebung in Deutschland ein sehr komplexes Thema und lässt Projekte oftmals scheitern. Aber diese strikte Gesetzgebung ist auch gut so. Natur- und Artenschutz haben mehr als nur eine Daseinsberechtigung. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für unseren ökologischen Fußabdruck. Ich denke viele Mountainbiker sehen das auch so wie ich. Sie wollen nicht dafür verantwortlich sein, dass wegen Ihnen eine Art ausstirbt oder aus ihrem Lebensraum vertrieben wird, ohne das entsprechende Alternativen und Ausgleichmaßnahmen geschaffen werden.

Zum Projekt am Idarkopf: Erst einmal wissen wir aus unserer Erfahrung genau, was aus rechtlicher Sicht gefordert ist und arbeiten dies auch mit entsprechenden Fachgutachtern sehr präzise ab. Darüber hinaus arbeiten wir an speziellen Konzepten wie beispielsweise einem Ökozins als Teil eines Tagestickets für Besucher. Hierbei kann jeder einen Beitrag für seinen eigenen ökologischen Fußabdruck leisten. Letztlich nutzen wir mit diesem Projekt und unserem Sport fast 100ha der Natur im Idarwald. Als Gast in der Natur sollten wir versuchen diesem Eingriff Rechnung zu tragen. Aber auch bei der Streckenplanung haben wir Planer – Joscha Forstreuter, Nico Vink, Jonny Neumeier und ich – entsprechend einem speziellen Leitfaden auf ein hohes Maß an Naturverträglichkeit geachtet. Die Rodung jedes einzelnen Baums wurde hinterfragt und auch das Thema Erosionsschutz hat eine bedeutende Rolle gespielt. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Wir haben die besten Routenführungen bei maximaler Naturverträglichkeit umsetzen können. Eine wirklich kreative Truppe.
Bei aller Naturverträglichkeit muss man als Projektsteuerer aber auch darauf achten, dass die Projektkosten nicht explodieren. Es ist schon ein sehr vielseitiges und komplexes Unterfangen. Umso schöner, wenn es uns dann hoffentlich bald gelingt Baurecht für diesen tollen Berg zu erhalten.