Dieses Jahr jagt ein verrücktes Ereignis das nächste. Letztes Wochenende fand die Downhill DM 2016 in Tabarz statt und hatte einen überraschenden Sieger.
Tabarz im Thüringer Wald ist ein Traditionsrennen. Dort wurden schon einige deutsche Meisterschaften ausgetragen, viele Jahre war der Downhill am Inselsberg bekannt als das Party-Rennen des Jahres, wo man um keine Gesamtwertungspunkte kämpfen musste sondern die Kombination aus Bier und Rennen fahren die Devise war.
Seit 2 Jahren sieht das Ganze aber wieder anders aus. Tabarz ist Teil der iXS German Downhill Cup Serie geworden, zur Freude vieler Fahrer, denn die Strecke macht unfassbar Spaß. Dieses Jahr wurde außerdem auch die deutsche Meisterschaft in Tabarz ausgetragen, sodass man mit hohem Besuch am Inselsberg rechnen konnte. Johannes Fischbach hatte einen Titel zu verteidigen, aber auch Teamkollege Benny Strasser und Liteville Factory Rider Jasper Jauch waren hungrig auf den Titel. Die Top 10 der Elite war hochkarätig besetzt, sodass am Sonntag ein spannendes Rennen zu erwarten war.
Das gesamte Wochenende war die Strecke staubig und schnell. Ein paar neue Wiesen- und Offcamber Stücke machten die Strecke technisch etwas anspruchsvoller und war gemeinsam mit riesigen Sprüngen absolut DM-würdig. Die letzte Tretpassage konnte ebenfalls noch einiges entscheiden. Das Wetter hielt sich trotz ein paar diesigen Regenschwaden am Freitag sehr stabil und der ein oder andere trug sogar einen Sonnenbrand davon. Im Laufe des Samstags sprach sich aber schon rum, dass es am Sonntag regnen könnte. Blicke auf den Regenradar ließen befürchten, dass es auch genau zum Zeitpunkt der Elitefahrer über Tabarz ergießen solle. Doch die Hoffnung blieb, dass die Wolken langsam genug zögen um den Regen erst nach Ende des Rennens in Empfang zu nehmen. Doch dem war leider nicht so.
Die Elite Frauen konnten glücklicherweise noch im Trockenen an den Start gehen, wo Sandra Rübesam sich souverän mit 4,4 Sekunden Vorsprung ihren zweiten Titel sichern konnte.
Perfektes Timing
Als die letzten 40 Starter übrig waren, begann es langsam zu tröpfeln. Bei den letzten 30 regnete es sich dann fest und die Zeiten wurden langsam schlechter. Zu diesem Zeitpunkt saß Julius Sauer schon eine Weile im Hotseat, der wegen technischer Probleme im Seeding schon früh gestartet war und mit einer 2:32 Min die Bestzeit hielt. Als es immer mehr regnete dämmerte es langsam den Zuschauern und auch den Kommentatoren: Könnte Julius Sauer etwa den Sieg mit nach Hause nehmen? Man fühlte sich fast ins Brandnertal zurück versetzt, als Fabio Wibmer österreichischer Staatsmeister wurde, weil die letzten 10 ebenfalls im Regen versanken. Das Wetter des Jahres 2016 sorgt für einen Überraschungsmomenten nach dem Anderen.
Die Top 10 wurden angebrochen, aber keiner schlug die Zeit von Julius Sauer. Ein paar schafften es unter die 2:40er Marke, was schon eine beeindruckende Leistung war. Weder Jasper Jauch noch Christian Textor oder Benny Strasser kratzten an der 2:32 Min. Wie denn auch, denn die Kombination aus staubig trockenem Boden und etwas Regen ist fatal – es bildet sich ein Schmierfilm der die Bodenverhältnisse unberechenbar macht.
Der letzte Mann am Start, Johannes Fischbach. Auch er schafft es nicht, den Regen zu besiegen aber schafft es sich auf Platz 3 vor zu schieben, eine beeindruckende Leistung. Julius Sauer war also neuer deutscher Meister. Er weiß nicht so richtig wie er damit umgehen soll, doch trotzdem wird er für seinen Überraschungssieg lautstark gefeiert. Seine ersten World Cup Punkte hat er sich sicher also ist dies vielleicht der Beginn einer neuen Karriere?
Worst Case Szenario
Tagesschnellster war Julius Sauer mit seiner Zeit aber nicht, denn schon in der U19 Elite konnte sich Ausnahmetalent Max Hartenstern mit einer 2:30 Min den Sieg in seiner Kategorie sichern. Knapp 4 Sekunden langsamer als seine Zeit im Seeding, denn seinen Finallauf konnte er nicht ganz Fehlerfrei beenden. Schwer vorzustellen, was Hartenstern mit einem sauberen Lauf an diesem Tag wohl hätte in den Berg stanzen können.
Seit ein paar Jahren ist aber das UCI Reglement bezüglich der nationalen Meisterschaften so festgelegt, dass nicht der jeweils schnellste in seiner Kategorie National Meister wird, sondern der Tagesschnellste. Tagesschnellster und somit deutscher Meister ist Max Hartenstern, der aber in der U19 und nicht in der Elite startet. Das bedeutet, dass er den Titel zwar gewinnt, aber das Nationaltrikot nicht tragen darf. Das selbe gilt für Julius Sauer. Er ist zwar Sieger der deutschen Meisterschaft, aber nicht deutscher Meister, sodass auch er das Trikot nicht tragen darf. Also werden wir keinen deutschen Ärmel in der Elite Men Klasse bis zur nächsten deutschen Meisterschaft haben.
2016 ist ein riesiges Überraschungsei für die Downhill Welt. Glückwunsch an alle Sieger des letzten Wochenendes und wir sind gespannt wer nächstes Jahr den Titel holen wird, denn dann ist Max Hartenstern alt genug um in der Elite zu starten und das aktuelle Fahrerfeld so richtig aufzumischen. Aber schöneres Wetter wäre definitiv angebracht!
Mehr Infos, Bilder und alle Ergebnisse aus Tabarz findet ihr unter www.ixsdownhilcup.com
