Am folgenden Tag kam uns das Wetter mit deutlich angenehmeren Temperaturen entgegen. Diesmal standen erste Aufnahmen auf dem tiefschwarzen Lavaschutt in Mitten einer abgelegenen Talmulde bevor. Für uns alle war es das erste Mal auf solchem Untergrund zu fahren und anfangs auch schwer einzuschätzen. Über uns und dem Tal schossen die Wolken mit einer abartigen Geschwindigkeit entlang. Um schöne Aufnahmen mit gutem Licht zu bekommen mussten wir also ständig darauf warten ein kleines Zeitfenster zu bekommen, in dem die Sonne freie Bahn hatte. Es hieß entweder so schnell es geht nach dem Lauf wieder hoch sprinten und wieder Vollgas runter zu fahren oder erneut Ewigkeiten auf das nächste Wolkenloch zu warten. Während bei uns Fahrern jede Menge Ausdauer gefragt ist, sind Filmteam und Fotograf nicht viel weniger gefordert. Abgesehen vom Tragen und Laufen mit der neun Kilo schweren Kamera sind die Jungs jeweils mit 20 Kilo Rucksäcken und einem fünf Kilo Stativ  bestückt. Darin enthalten sind etliche Objektive, jede Menge Akkus, Schärfeziehvorrichtung, Tontechnik, Werkzeug, Pinsel zum Säubern, Speicherkarten und die gesamte Verpflegung für das Team. Ich selbst war vollkommen überrascht wie viel Gewicht die Jungs tatsächlich den ganzen Tag mit sich herumschleppen mussten.

Hinter den Kulissen einer Videoproduktion
Mit Vollgas Richtung Meer.

Tag fünf war mit Abstand der anstrengendste und gleichzeitig am Meisten in Erinnerung gebliebene unseres Aufenthalts. Ganz im Süden von La Palma begannen wir mit Aufnahmen auf den steilen und ausgewiesenen Trails des Vulkan Teneguia. Mit angsteinflößender Geschwindigkeit bahnten wir uns unseren Weg durch tiefsten Lavaschutt. Selten zuvor war eine Abfahrt so unberechenbar und loose gewesen. Einerseits konnte man es geradeaus trotz Einsinken der Reifen einfach laufen lassen, andererseits war das Einleiten von Kurven deutlich schwieriger als erwartet. Eingefahrene Spuren brachten uns leicht aus dem Gleichgewicht. Während dieser Abfahrten kreuzte sich der Trail mehrmals mit dem Aufstieg für Wanderer. Allerdings waren diese alles andere als genervt von uns. Im Gegenteil: Sie waren begeistert, dass wir uns dort runter wagten und beglückwünschten uns für die Abfahrt. So schön die Abfahrten auch waren, umso anstrengender waren die folgenden Aufstiege, denn man kam sich so vor, als würde man auf der Stelle laufen.

Hinter den Kulissen einer Videoproduktion
Beim Surfen durch tiefen Lavaschutt.

Als wären die Aufnahmen auf dem Teneguia nicht schon anstrengend genug gewesen, folgte direkt im Anschluss die Krönung: Golden Hour Sonnenuntergangs-Shots in einem Flussbett. Würde die Golden Hour ihrem Namen alle Ehre machen und kontinuierlich eine Stunde lang perfektes Licht liefern, wäre es kein Problem. Da Wolken aber unser Zeitfenster auf gute 20 Minuten begrenzten, bestimmte Sektionen nur für kurze Zeit angestrahlt wurden und bei uns Fahrern auch nicht immer alles glatt läuft, hieß es: So viel wie möglich aus der gegebenen Zeit herausholen und so schnell wie möglich runter und vor allem wieder rauf. Zudem war die Sicht auf den ohnehin schon anspruchsvollen sandigen „Trails“ für nachfolgende Fahrer nahezu blind, wie auch schon auf den Vulkantrails. Dies hatte dann auch den ein oder anderen OTB (Over the bars) mit glimpflichem Ausgang zu Folge. Vollkommen verschwitzt und mit trockener Kehle war es schließlich geschafft. Zum Abschluss des Tages wurden wir von Daniel und dessen Frau Julia zum gemütlichen Grillabend in eines der lässigsten Wohnmobile eingeladen, das wir je gesehen haben. In entspannter Runde wurden wir mit leckerem Tachin, reichlich Fleisch und Guacamole aus eigenem Anbau sowie Bananen von La Palma gefüllt mit Schokolade  verwöhnt.

Hinter den Kulissen einer Videoproduktion
Sonne im Gesicht und schlechtes Wetter im Nacken. Innerhalb kürzester Zeit kann sich das Wetter auf La Palma ändern. Gefilmt werden muss trotzdem!
Hinter den Kulissen einer Videoproduktion
Andi im „Attack mode“!