Statt Messetermine und Rennen holte mich meine Freundin zu ihrer Gartenparty ab und betüddelte mich den ganzen Abend. In den nächsten Tagen wurden die Schmerzen und Prellungen fast erwartungsgemäß schlimmer und ich bewegte mich im Tempo und mit der Grazilität einer alten Oma.

„Warum musste mir das passieren?“

Das fragte ich mich mehr als ein Mal.

Die Heilung zögerte sich doch länger hinaus als ich dachte und mir lief die Zeit bis zu den wichtigen Rennen, die ich mir für den Herbst vorgenommen hatte, davon. Ich musste mich entscheiden, ob ich nochmal richtig die Zähne zusammenbeißen wollte und vor allem auch konnte. Oder ob ich die Off-Season nach vorne verlege und mir etwas Ruhe und Zeit zur Erholung und Regeneration gönne.

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt

Ich entschied mich für letzteres und holte all das nach, worauf ich das Jahr über verzichtet hatte. Ich hatte genug Zeit für meine Freunde. Anstatt auf dem Bike verbrachte ich die Tage am See, wofür ich nie Zeit hatte, obwohl ich nur fünf Fußminuten entfernt wohne. Ich schlug mir die Nächte um die Ohren statt auf ausreichend Schlaf zu achten. Ich war seit Jahren wieder mal auf dem Oktoberfest, obwohl es direkt vor meiner Tür stattfindet.

Das Oktoberfest: Nette "Alternative", um auf andere Gedanken zu kommen.
Das Oktoberfest: Nette „Alternative“, um auf andere Gedanken zu kommen.

Genau das war das Richtige, um meine Energiespeicher wieder zu füllen. Nicht nur für den Sport, sondern auch für eine ganz andere Herausforderung: Mein Job beim Prime Mountainbiking Magazine, den ich in ein paar Wochen anfangen sollte.

Rückblickend bin ich – sehr vorsichtig ausgedrückt – froh um den Unfall. Natürlich hatten der Motorradfahrer und ich sehr viel Glück, dass es größtenteils nur Sachschäden waren. Aber der Unfall hat mich zu einer Pause und damit sozusagen zu meinem Glück gezwungen. Zwischen Job, Training und Alltag hatte ich eines aus den Augen verloren:

Die Schönheit des Lebens.