Der Südafrikaner Sam Bull hatte es nicht einfach dieses Jahr. Ein schwerer Rennrad Unfall hat ihn komplett aus der Bahn geworfen und mitten in der Saisonvorbereitung eine lange Pause nach sich gezogen. Stück für Stück hat er wieder zurück aufs Rad gefunden und auch wieder zurück ins Renngeschehen. Moritz Zimmermann von dem Brüder-Gespann Zimbros hat Sam Bull auf eine Ausfahrt nach Todtnau begleitet und man spürt ganz genau: Sam ist wieder heiß darauf, Vollgas zu geben.
Text: Zimbros
Bild und Video: Moritz Zimmermann
Zum ersten Mal haben wir Sam vor gut zwei Jahren bei der absoluten Abfahrt in Ilmenau getroffen. Auch wenn das Rennen dort seit vielen Jahren im Programm des iXS Downhill Cups zu finden ist und Kultstatus genießt waren wir trotzdem zumindest ein wenig überrascht, ausgerechnet dort einen jungen und ambitionierten Südafrikaner kennenzulernen, den wir in den folgenden Jahren immer wieder auf Rennen in Deutschland und im Weltcup treffen würden.
Der Unfall
Schon damals wurde schnell deutlich, dass Sam klare Ziele vor Augen hat und weiß, was er zu erledigen hat, um seine Ziele zu erreichen. Hartes Training, eine positive Einstellung, jede Menge Talent, den richtigen Support durch seinen deutschen Hauptsponsor Sports Nut und natürlich auch die hin und wieder nötige Portion Glück: so würde sich nach und nach der angestrebte Erfolg einstellen. Das war zumindest der Plan.
Diesem Plan hätte jedoch beinahe eine eigentlich vollkommen normale Ausfahrt auf dem Rennrad im Februar dieses Jahres einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Kurzform dieses Striches geht in etwa so: Trainingsfahrt auf dem Rennrad, Autofahrer nimmt Radfahrer die Vorfahrt, Abflug vom Rennrad über die Motorhaube des Autos knapp zehn Meter durch die Luft, Aufprall mit dem Rücken gegen eine Straßenlaterne, mehrere gebrochene Rückenwirbel, Zwangspause mitten in der Saisonvorbereitung.
„Jeder, der mal ein Rennen gefahren ist, kennt das: Mal läuft es gut, mal läuft es schlecht. Die richtige Perspektive ist es, was mich motiviert: Letzten Endes habe ich das, was mir am meisten Spaß und Freude bereitet, zu meinem Job machen können.“ – Sam Bull
Zurück im Renngeschehen
Sechs Wochen nach einem Unfall, der auch weitaus schlimmer hätte ausgehen können, saß Sam wieder auf dem Rennrad. Kurze Zeit später sogar wieder auf seinem Downhill-Bike. Das erste Rennen der Saison beim südafrikanischen Downhill-Cup: direkt gewonnen. Entscheidend ist eben auch die Einstellung, wenn es mal nicht nach Plan läuft. Oder: It’s all about your perspective.
Die anschließende Saison in diesem Jahr lief mal wie geplant, mal eben auch nicht. Nach solch einem Unfall ist natürlich auch alles ein Stück weit relativ zu betrachten. Am Ende der Saison durfte Sam seine südafrikanischen Landesfarben bei der Weltmeisterschaft in Andorra vertreten und hat bei einem Großteil der Weltcups die Qualifikation für das Finale geschafft – eine Leistung, die zwar oft übersehen wird, gleichzeitig aber nicht hoch genug einzuordnen ist. Wir sind uns sicher, dass Sam auch in Zukunft seinen Weg gehen und seine Ziele erreichen wird.
„Professionell Downhill zu fahren bedeutet auch: 6 Monate am Stück aus dem Koffer leben, viel Zeit im Auto oder Flugzeug verbringen, seine Freunde und Familie nicht sehen. Aber ich lebe meinen Traum. Mir ist es das wert.“