Fahreindruck

Der Launch des Nomad wurde entsprechend seinem Namen gerecht. Auf einer 3-Tages Tour in den Seealpen ging es zunächst die Trails rund um Sospel in der französischen Provence, wo auch die Trans Provence stattfindet.

Santa Cruz Nomad 4 2018
Das Nomad 4 in Action

Am zweiten Tag zog der Nomade über die Berge von Frankreich nach Italien und schlug seine Zelte in Molini di Triora in Ligurien auf. Die Trails bis dahin waren technisch und immer wieder steil, mit Stufen und Sprüngen auf steinigen bis felsigen Untergrund mit immer wieder weichen Waldboden im Wechsel. Hier musste sich die Schluckfreudigkeit des Fahrwerks unter Beweis stellen ebenso wie die Wendigkeit in den unzähligen Switchbacks. Auf den letzten Abfahrten musste das Nomad seine verspielte Seite zeigen auf einem flowigen Trail mit Anliegern und perfekten Kurvenradien.

Santa Cruz Nomad 4 2018 Cedric Gracia
Cédric Gracia zirkelt mit dem Nomad elegant durch die Switchbacks

Wir sind das Damenpendant von Santa Cruz Damenlinie Juliana in Gr. XS gefahren, das sich lediglich in der Abstimmung der Federelemente vom Nomad unterscheidet. Nach dem ersten Trail zur Feinabstimmung und „Beschnuppern“ mit dem Bike ging es auf den Trails gleich zur Sache. Da wir die Trails nicht kannten, musst man die volle Konzentration darauf legen. Aber das Nomad ermöglichte genau das, denn es machte von Anbeginn einen so vertrauenserweckenden Eindruck, dass man sich keine Gedanken um das Bike, sondern nur um das nächste Feature machen musste. Und selbst wenn man die Linie mal nicht so gut trifft, man kann sich ziemlich sicher sein, dass das Nomad das ohne Mucken hinnehmen wird. Der Hinterbau mit dem Air-Dämpfer arbeitet sensibel und unterstützend, der Fahrer bekommt sehr gutes Feedback über Trail und Fahrweise, ohne dabei Fahrfehler schonungslos angekreidet zu bekommen – sehr guter Support durch den ganzen Federweg ohne Wegsacken und sehr gute Endprogression sei Dank.
Santa Cruz ist bekannt für den Bergabdrang seiner Bikes. Und so ist es auch beim Nomad. Es verleitet gerne dazu, die Bremse auch mal offen zu lassen und in Geschwindigkeitsbereiche zu kommen, in denen einem gerne mal die Düse geht. Aber auch hier holt einen das Nomad wieder heraus und gibt nie das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Santa Cruz nimmt den Trend der „modernen Geometrie“ mit einem verlängerten Reach auf, jedoch verzichten sie auf  extrem kurze Kettenstreben. Gerade das bringt dem Rad Laufruhe, aber keineswegs Trägheit in engen Switchbacks.

Wie schon eingangs erwähnt, steht das Nomad für ein Trailbike, das auch mal bergauf getreten werden muss. Auf Asphalt- und Schotterwegen ist es selbst mit offenem Dämpfer sehr effizient und antriebsneutral. Auch technische Passagen klettert es willig, auch hier zeigt der sensible Hinterbau seine Stärken. Unserer Meinung nach würde ein Trail-Modus am Dämpfer die Performance in diesem Bereich nochmals verbessern, auch um Pedalkontakt mit Felsen zu vermeiden.

Die Ausstattung war erwartungsgemäß für ein Bike von Santa Cruz auf höchstem Niveau und lies kaum Kritik aufkommen. Die Sram Eagle  deckt den gesamten Einsatzbereich des Bikes ab und über deren Funktion muss man wohl kaum mehr etwas sagen. Bevor die Code RSC Bremse an Leistung auf den langen Abfahrten an Leistung verliert, machen eher unsere Finger schlapp. Allerdings könnten die serienmäßig verbauten 180er Scheiben für schwere Fahrer bei langen, steilen Abfahrten an ihre Grenzen kommen. Der Reserve 30 Carbon-Laufradsatz ist genauso wie der Carbonlenker eine eigene Entwicklung und Herstellung von Santa Cruz. Von allen Fans und Tech-Nerds unbemerkt ist eben diesen Laufradsatz auch schon Danny MacAskill in seinem Video A Wee Day Out gefahren – ohne ihn dabei klein zu bekommen.

Santa Cruz Nomad 4 2018