Das klingt fast wie eine Kampfansage an Autofahrer.
Entscheidend ist ein intelligenter Mobilitätsmix. Darin hat jedes Verkehrsmittel seinen Platz.
Ich erhoffe mir eine relativ friedliche Koexistenz von Radfahrern und Autofahrern. Klar ist
aber auch: Eine intelligente Infrastruktur gibt dem Fahrrad mehr Raum. Das verbessert die
Verkehrssituation, erhöht die Lebensqualität und schont das Klima. Beim Fahrrad muss man nicht viel auf innovative Ideen setzen. Es ist an sich innovativ. Ich halte es für eines der intelligentesten Verkehrsmittel des 21. Jahrhunderts.
Wie realistisch ist es in Deutschland, die Bedeutung des Fahrrads zu erhöhen?
Ich glaube, dass die Stärkung des Radverkehrs mit einer wichtigen Voraussetzung
einhergeht: mit einem Kultur- und Mentalitätswandel. Der braucht Zeit. Den kann man nicht verordnen. Hoffnung machen aber einige Leuchtturmprojekte in Deutschland. Viele sind in Planung – oder gar schon umgesetzt.
Das BMVI fördert in diesem Jahr mit 25 Millionen Euro sogenannte Radschnellwege. Sind das solche Leuchtturmprojekte?
Beispielsweise der „Fahrrad-Highway“ im Ruhrgebiet wird mit Begeisterung angenommen.
Dieser sorgt für enorme Entlastung. Auch zwischen Wolfsburg und Braunschweig soll ein
großer Radschnellweg gebaut werden – das könnte gar zwei Städte miteinander verbinden.
In Berlin liegen einige Projekte auf dem Tisch – nicht zuletzt ein kilometerlanger RadHighway unterhalb der Hochbahn-Trasse der U-Bahn Linie 1. Die Pläne sind gut überlegt und begrüßenswert.
Welche Rolle spielen wirtschaftliche Akteure beim Aufschwung des Fahrrads?
Radfahren verbessert nachweislich die Gesundheit. So haben Unternehmen und vor allem
Krankenkassen ein Interesse daran, das Fahrrad zu fördern. Sie wollen auch, dass es in der
Stadt leiser und sauberer wird. Deshalb entwickeln sie Instrumente, die Anreize für das
Radfahren schaffen – meistens mit Bonusprogrammen für Angestellte oder Versicherte.
Nicht zuletzt haben auch der Einzelhandel und die Logistikbranche ein Interesse am
Radverkehr.
Welches?
Sowohl die digitalen Start-ups in den Städten als auch die großen E-Commerce Logistiker in Deutschland merken längst, dass in manchen Städten selbst Kleintransporter kaum mehr
durch den Verkehr kommen. Eine Lieferung am selben Tag ist nur mit Fahrrädern zu
schaffen. In vielen Jahren wird das Verkehrsnetz der Städte anders aussehen – weil die
Menschen und die Wirtschaft immer stärker auf das Rad setzen. Wird der Radverkehr
schneller und sicherer, werden wir einen Fahrradboom erleben.
Infokasten
• Im Jahr 2017 stellte das BMVI rd. 130 Mio. Euro für die Förderung des Radverkehrs
bereit.
• Erstmals waren 25 Mio. Euro für die Förderung von Radschnellwegen etatisiert.
Quelle: BMVI
Über die Kampagne 200 Jahre Fahrrad – made in Germany
Seit 200 Jahren gehört das Fahrrad zu den schönsten Arten der Fortbewegung. Es steht für
individuelle Freiheit, unabhängige Fortbewegung, gesunde Mobilität und unbegrenztes
Fahrvergnügen. Das liegt auch an den vielen Innovationen – made in Germany. Das
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur feiert den Fahrrad-Geburtstag mit
einer Jubiläumskampagne, die Fahrfreude mit Erfindergeist verknüpft. Auf der Landkarte der innovativen Orte präsentiert sie Unternehmen, Forschungsprojekte und Fahrrad-Initiativen, die mit ihren Innovationen täglich die Zukunft des Fahrrads mitgestalten. Darüber hinaus war die Kampagne im Sommer dieses Jahres mit einer Foto-Mitmachaktion auf verschiedenen Fahrrad-Events in Deutschland vertreten.
Hier findest du weitere Informationen zur „200 Jahre Fahrrad – Made in Germany“ Kampagne.