In der ersten Ausgabe von PRIME Mountainbiking haben wir das Nicolai Geometron, mit seiner extrem langen und flachen Geometrie einem Praxistest unterzogen. Die  interessanten Ergebnisse könnt ihr hier nachlesen.

Neben den neuen Reifenmaßen experimentiert die Industrie gerade auch an neuen Geometrien. Dabei ist Nicolai von den Leuten der englischen Firma Mojo inspiriert und versucht die Geometrien bis ins extreme auszureizen. Wir wollten das am eigenen Leib ausprobieren und haben uns mit Marcel Lauxtermann, dem Entwickler bei Nicolai, Daniel Jahn (Teamfahrer und Nicolai Mitarbeiter) und Giacomo Großenhagebrock, der selbst Rahmen entwickelt, getroffen und haben die verschieden langen Geräte im Bikepark St. Andreasberg im Harz getestet.

Bei der Definition der Nicolai Geometron 27.5" Geometrie geht es vor allem darum, dass die Bikes einen langen Reach haben.
Bei der Definition der Nicolai Geometron 27.5″ Geometrie geht es vor allem darum, dass die Bikes einen langen Reach haben.

Nicolai Geometron – lang, länger, am längsten

Zu erst wollten wir von Marcel Lauxtermann wissen, worum es beim Geometron eigentlich geht und haben uns das Konzept erklären lassen.


„Bei der Definition der Nicolai Geometron 27.5″ Geometrie geht es eigentlich darum, dass die Bikes einen langen Reach haben (langer Hauptrahmen). Der Reach ist im Schnitt 50mm länger als der Marktdurchschnitt (z.B. Nicolai ION16 Serie, Yeti SB6C, Canyon Spectral CF). Dazu kommt ein flacher Lenkwinkel von 63.5° und ein steiler Sitzwinkel (77°). Die Rahmen haben lange Kettenstreben (445mm) und ein flaches Innenlager (Innenlagerhöhe in der LOW Position 342mm). Dabei setzt die Geometrie auf 35mm langen Vorbau. Wir haben diese Geometrie in 4 Größen, d.h. diese Entwicklung ist nicht nur etwas für sehr große Fahrer/innen.
Das Ziel der Geometrie ist den Fahrer zentral zwischen die Achsen zu positionieren. Dies gilt sowohl für den Downhill als auch für den Uphill. Die Geometrie soll so maximalen Grip in Kurven generieren und Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten bringen. Wir sehen dabei den Vorteil, dass der flache Lenkwinkel das Rad bei hohen Geschwindigkeiten stabilisiert und in steilen Passagen werden die Überschlagsgefühle verringert und der Fahrer steht aktiv hinter dem Lenker und hat weniger Last auf dem Oberkörper. Durch die langen Kettenstreben kann man zusätzlich Druck auf das Vorderrad aufbringen. Durch die zentrale Haltung ist der Körperschwerpunkt immer vor der Hinterradachse.

"Das Ziel der Geometrie ist den Fahrer zentral zwischen die Achsen zu positionieren. Dies gilt sowohl für den Downhill als auch für den Uphill."
„Das Ziel der Geometrie ist den Fahrer zentral zwischen die Achsen zu positionieren. Dies gilt sowohl für den Downhill als auch für den Uphill.“

Bei einem kurzen Heck ist der Schwerpunkt oft auf gleicher Höhe oder hinter der Hinterradachse – dies entlastet das Vorderrad. Damit werden die Kurvenradien die man fährt gleichmäßiger und man muss weniger gegensteuern bzw. Lenkbewegungen korrigieren und man erhält so mehr Bewegungsfreiheit auf dem Rad, dadurch ist es weniger ermüdent auch auf langen DH- und Enduro-Strecken. Aber auch beim Uphill sehen wir Vorteile, weil das Vorderrad später steigt und man auch hier mehr Bewegungsfreiheit auf dem Rad hat, um den Körperschwerpunkt vor und zurück zu bewegen, um z.B. bei steilen Anstiegen die Traktion am Hinterrad zu kontrollieren. Den größten Vorteil dieser Geometrie ist der Vertrauenszuwachs für den Fahrer. Warum soll nur ein DH Profi von einem spurstabilen Rad und einer guten Federungsperformance profitieren?
Auch dieses Rad ist wendig und kann durch Spitzkehren manövriert werden. Alles was man benötigt ist ein wenig mehr Körperspannung und Rumpfmuskulatur.
Dadurch bekommt man ein Rad das im Enduro- und Trail-Bereich große Sicherheiten vermittelt. Diese Sicherheiten sind schwierig zu erreichen bei einem kurzen Rad mit steilem Lenkwinkel welches zumindest theoretisch optimal für Spitzkehren geeignet ist.“ – Marcel Lauxtermann