Training

Gleich der erste Trail war eine klare Ansage zum Niveau der EWS: Vom höchsten Gipfel rund um Finale, dem Monte Carmo, führt Stage 1 über 1100 Tm und 6,5 km Länge mindestens über 20 Minuten ins Tal hinab. Zwei Drittel konnten geshuttelt werden, auch im Rennen. Der Rest zum Gipfel war über Fahr-, Tret-, Schiebe- und Tragepassagen möglich. Die grandiose Aussicht vom Gipfel über die ligurischen Berge bis hin zum Meer konnten wir nur kurz genießen, ehe es los in die lange Abfahrt ging. Aus dem verfallenen Wanderweg wurde speziell für das Rennen ein abwechslungsreicher Trail freigelegt: offene Anlieger, loses Geröll, enge Kurven, staubiger Waldboden, felsige Bachbette und Absätze, Armpump inklusive, lange Uphills und ein letztes Stück Pumptrack bis zum Ziel. Ausdauer, Kraft und Material werden hier somit die entscheidenden Punkte sein. Im Training haben wir bestimmt zehn Mal angehalten um Hände und Hirn auszuruhen und um sich die eine oder andere Linie nochmal anzusehen. Im Rennen heißt es dann Augen auf, locker bleiben und durchhalten.

Auch für Stage zwei, dem „Bric Tampa“, wurde ein verfallener Wanderweg freigeräumt. Wo es oben noch eher flach war, schlängelte sich der Trail am Hang über Spitzkehren und enge felsige und verblockte Kurven ins Tal hinab und wurde bis zum Ende hin immer ruppiger. Zum Abschluss des ersten Tages gab es auf dem „X-Men“-Trail nochmal die Gelegenheit vom Gipfel bis (fast) zum Meer zu fahren. Hört sich ganz nett an, kann aber sehr anstrengend sein. Erst flach und steinig, dann kurvig und eng in ausgefahrenen, staubigen Kurven. Am zweiten Trainingstag konnten alle Stages geshuttelt und somit ein paar Kräfte für die Renntage gesichert werden. Die Stages vier, fünf und sechs hatten insgesamt einen ähnlichen Charakter und lagen zwischen vier bis sechs Minuten Fahrzeit: „Dolmen“ als vierte Stage mit teils flachen, aber steinigen und verwinkelten Ecken und zwei, drei steilen Schlüsselstellen. „Val Nava“ (Stage 5) mit einem schnellen und flowigen Anfang, zwischendurch ruppig und dann wieder kurvig und kantig auf staubigen und gerölligen Untergrund. Die sechste Stage, „Briga Right“, sollte mit all seinen steinigen Schikanen aus Kurven und Uphills um die sechs bis sieben Minuten dauern.

Im Training ließen wir es im normalen Tempo durchlaufen und dachten uns: „Aja, der ist ja recht easy und macht Spaß!“ Wie er sich im Rennen anfühlen wird, haben wir uns, mit den Gedanken schon in der finalen Finale-Stage, nicht mehr überlegt. Der „DH Men“, der auf dem steilen und felsigen Rücken über Varigotti zum Meer hinunter fällt wird nicht nur wegen der Schwierigkeit der Stage zum Highlight. Zuschauer werden die Seiten einsäumen, lauthals grölen und Lärm machen. Auf dem ausgefahrenen Steilstück kann man sich aus den vielen möglichen Linien auch viele schlechte auswählen und sehr unsanft crashen. Also, ja nicht die Kontrolle verlieren und sicher über die felsigen und losen Geröllfelder rauschen. So, Training absolviert. Jetzt nochmal Bike checken, die letzten Infos vom Riders Briefing abholen, Kopf und Körper ausruhen.

Tanja Naber unterwegs: 3-Länder Enduro Race (Foto: Sven Martin/ Santa Cruz Bicycles)
Tanja Naber unterwegs: 3-Länder Enduro Race. Den Artikel dazu findest du ganz unten (Foto: Sven Martin/ Santa Cruz Bicycles)