Es kommen bestimmt viele Bike-Freunde mit ihren Wehwehchen zu dir, oder? Musst du da auch unterwegs mal verarzten? Ist man als Ärztin eher entspannter oder noch nervöser bei Unfällen und Verletzungen?
Zum Glück hatte weder ich noch mein näheres Umfeld jemals größere Verletzungen unterwegs! Aber für die Zukunft bin ich da wohl eher entspannter. Wenn man mal länger in der Notaufnahme kleinere und größere Wehwehchen bearbeitet hat, hat man auf jeden Fall eine gute Vorstellung, wie man am besten helfen kann. Außerdem ist das Erste Hilfe Pack jetzt verdammt gut ausgestattet! Bisher hat sich das mit den Hilfesuchenden noch in Grenzen gehalten. Aber das liegt wohl auch daran, dass man während dem doch sehr theoretischen Studium nur wenig praktisch lernt und so erst mal kaum zu gebrauchen ist.

Du scheinst ja so ziemlich jede Geländedisziplin des Radsports auszuüben: Von Cross Country bist du zum Downhill, du bist zum zweiten Mal in Folge deutsche Meisterin im 4X, deutsche Enduro Meisterin 2015 und im Winter fährst du sogar Cyclocross. Kannst du dich einfach nicht zwischen den Disziplinen entscheiden oder ist das alles Training für ein bestimmtes Ziel?
Meine Liebe gehört auf jedem Fall dem Enduro, aber ich finde es spannend alles mal auszuprobieren. Am Ende geht’s doch darum, Spaß auf dem Rad zu haben und nicht immer nur das gleiche zu machen. Im norddeutschen Winter zum Beispiel hat man mit dem Enduro einfach keinen Spaß. Mit dem Cyclocrosser hingegen wird’s wieder richtig cool, auf den matschigen Trails mit den dünnen Reifen rumzuheizen. 4cross habe ich eigentlich nur ausprobiert, weil ich am Wochenende noch nichts vor hatte und es gern mal ausprobieren wollte. Ich bin da völlig blauäugig mitgefahren und es hat riesen Spaß gemacht.
Außerdem ist es faszinierend wie unterschiedlich die Stimmungen und die Gemeinschaft auf den unterschiedlichen Rennen ist.

Franzi Meyer im Interview
Voll fokusiert bei der EWS in Finale Ligure (Credit: Max Schumann)

Glaubensfrage E-MTB: Hast du schon Erfahrungen mit Akkuunterstützung gemacht und wie stehst du zu dem Thema?
Ja, ich hab sogar so ein Teufelswerk zuhause im Keller stehen! Ich find’s lustig zum Fahren, aber etwas ganz anderes für mich als das normale Enduro fahren, quasi wie eine andere Disziplin mit ganz anderen Möglichkeiten. Auch fahre ich mit dem E-Bike lieber ganz andere Trails als mit dem Enduro, denn technische Passagen finde ich mit dem Zusatzgewicht schwierig. Auf flowigen und flachen Trails funktioniert es hingegen perfekt. Ich denke, langfristig werden die Motoren und Akkus so klein und leicht werden, dass man keinen 25kg Fahrradklotz mit sich herumschleppt und so viel mehr Leute aufs E-Bike steigen.

Was war dein persönliches Karrierehighlight bisher?
Im Sinne von Erfolg die deutsche Meisterschaft Enduro 2015 und die 4cross WM 2016 – einfach weil es relativ überraschend richtig gute Ergebnisse waren. Highlight im Sinne von, was ist mir am besten in Erinnerung geblieben ist, sind auf jeden Fall die Rennen mit vielen Freunden oder die, die im Team gefahren werden wie das Enduro2 in Les Arcs und Davos. Da hat man im Team einfach immer noch am meisten Gaudi.

Wie haben sich die deutschen Meistertitel auf deine Karriere ausgewirkt?
Der im Enduro hat mir auf jeden Fall eine super Zeit bei Ghost eingebracht und mir somit einen ordentlichen Karierreschub verpasst. Die Titel im 4cross waren meiner Hauptdisziplin etwas fern, also war es quasi ein schöner Bonus, hatte jedoch keine großen Auswirkungen auf die Karriere. Aber dadurch, dass die deutschen Meister automatisch für die WM nominiert werden, hat es sich auf jeden Fall gelohnt, um den Titel zu kämpfen.

Gab es auch mal herbe Rückschläge?
Bisher nur einmal, als ich mir das Schlüsselbein gebrochen habe. Aber selbst das ist ziemlich schnell verheilt, sodass ich nur fünf Wochen nicht auf dem MTB waren. Inoffiziell waren es eigentlich sogar nur drei, weil ich ziemlich zu ungeduldig war [grinst]. Aber natürlich war es genau in der Zeit Hochsommer, bestes Wetter und nur Bikefotos auf Instagram… das ist dann schon fies.