Seit diesem Jahr startest du auch in der EWS. Wie ist das Level und die Atmosphäre im Vergleich zu Trailtrophy und anderen deutschen Endurorennen?

Die EWS ist sehr professionell und das Level der Fahrer ist genauso professionell wie im XCO- oder Downhill-Weltcup. Bei der Trailtrophy steht der Spaß und das gemeinschaftliche Mountainbiken im Vordergrund. Bei der EWS möchte man gewinnen und seine bestmögliche Leistung abrufen. Dort kommen die Wettkampfcharaktere der Fahrer deutlich mehr zum Vorschein. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Strecken der EWS deutlich umfangreicher, „bergauflastiger“ und anspruchsvoller sind als die bei deutschen Enduro Rennen.

Cross Country ist olympisch und wird entsprechen vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und Olympischen Sportbund (DOSB) schon ab den Nachwuchsklassen gefördert. Denkst du, Enduro verdient eine ähnliche Beachtung und Unterstützung von öffentlicher Seite?

Ich denke Enduro wie auch andere Mountainbike Rennsport Disziplinen wie Downhill, Marathon oder auch Cyclocross sollten in Deutschland deutlich mehr gefördert werden und haben definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient. Das sind alles Disziplinen, die in Deutschland und auch international Begeisterung finden. Daher ist es schade, dass es in diesen Rennsportarten keine Nachwuchsförderung gibt.

Sofia Wiedenroth
Von 15 Jahren Rennerfahrung profitiert Sofia bei den Rennen sehr stark. | Foto: Rotwild

Du hattest eine ziemlich langwierige Knieverletzung, was war da genau? Ist sie jetzt ausgeheilt?

Seit Dezember 2016 hatte ich Knochenmarksödeme im Knie. Leider hat sich das bis hinunter in den Fuß gezogen, sodass der Knochen meines Großzehengrundgelenks brüchig wurde. Bis Februar diesen Jahres war ich demnach noch mit Krücken unterwegs. Ganz ausgeheilt ist es noch nicht, aber es ist schon deutlich besser und soweit in Ordnung. Wichtig ist aber, dass ich weiterhin intensiv an meinen Reha-Kraftübungen arbeite und regelmäßig zum Physio gehe.

Sofia Wiedenroth
Trotz Verletzung wollte Sofia das Biken nicht sein lassen. Die Lösung war das E-MTB. | Foto: Rotwild

Du bist in der Zeit viel E-MTB gefahren. Wie siehst du die ganze E-Bike Entwicklung?

Genau ja, das E-MTB hat mich wieder zurück aufs richtige MTB gebracht. Um mein Knie zu stabilisieren und auch generell zurück zum Radfahren zu kommen, war ein Muskelaufbau extrem wichtig. Bevor ich ein E-Bike hatte, war ich mehrmals am Tag eine halbe bis maximal eine Stunde locker mit dem MTB und Straßenslicks rollen. Mit dem Rennrad konnte ich zu der Zeit noch nicht fahren, weil die Übersetzung zu viel Kraft gefordert hätte. An manchen Tagen war allerdings eine Stunde bereits zu viel für’s Knie, sodass die letzten fünf Kilometer nach Hause zur Qual wurden. Mit dem E-Bike war ich einfach abgesichert und musste nicht mehr über den Schmerz gehen. Noch viel schöner war aber, dass ich wieder hoch in die Berge fahren und die Trails dort genießen konnte
Die Entwicklung von E-Bikes ist irgendwie verrückt. Mir fällt es schwer dazu eine klare Meinung abzugeben. E-MTBs sind super klasse und es macht unfassbar viel Spaß mit E-Enduros technische Waldpassagen schnell hinauf oder hinunter zu brettern. Mit E-MTBs sind Trails möglich, die mit normalen MTBs kaum oder nicht fahrbar sind. Daher ersetzt es für mich nicht das normale Rad, sondern es ist ein zusätzliches Bike und eine zusätzliche Disziplin. Der etwas negativere Punkt an der E-Bike Entwicklung ist, dass gefühlt niemand mehr sich anstrengen und aus eigener Kraft den Berg hinauf radeln will. Das ist nicht nur schade, sondern bringt natürlich auch mit sich, dass jeder oben am Berg steht. Das Gipfelkreuz zu erreichen, ist dann nichts Besonderes mehr. Viel schlimmer ist aber, dass ein Großteil der Gelegenheits-E-Biker nicht mehr hinunter kommt und es zu vielen Unfällen kommt.