CB: Von allen Projekten, die du bis jetzt gemacht hast, gibt es eines das in Sachen Schwierigkeit heraussticht?

DM: Der schwierigste war definitiv „Imaginate“. Stu Thomson und Red Bull wollten etwas Neues drehen, da wir schon lange nichts mehr zusammen gemacht hatten. Wir entschieden uns in eine Lagerhalle zu gehen und dort ein Projekt zu entwerfen. Ich war ziemlich aufgeregt unter künstlichem Licht zu drehen, anstatt im Freien, aber es stellte sich als mehr heraus als nur bei „Täglich grüßt das Murmeltier“. Allerdings war es deutlich anspruchsvoller als ich erwartet hätte. Ich war ein Jahr nicht mehr auf meinem Rad gesessen, musste alle Tricks wieder auspacken und fühlte mich ehrlich gesagt ziemlich überfordert. Aber es war trotzdem ziemlich cool und ich hatte eine Menge Leute um mich. Das Produktionsteam war das größte mit dem bis dato gearbeitet habe. Eher wie bei einem Spielfilm. Es hat wirklich Spaß gemacht, weil alles geklappt hat und wir eigentlich nicht einmal ein Drehbuch hatten. Wir haben einfach improvisiert.

CB: Wie bist du auf all die Ideen gekommen?

DM: Ich habe ziemlich viel gezeichnet. Damals noch auf Papier, mittlerweile auf dem Notepad. Ich habe mir Trickideen ausgedacht und während dem Reisen auf Papier gebracht: Fünf Minuten vor einem Notepad und mir kommen jede Menge Ideen in den Kopf. Dann denke ich über die Sachen nach, die auch wirklich machbar sind und zeichne sie auf. Zu guter letzt folgen dann noch die Sachen, von denen man nur träumt. So in der Art läuft das bei mir ab. Mir kommt eine Idee und ich stelle alles Mögliche in Strichmännchenform dar.

CB: Wie kam es dazu, dass du einen Front Flip über einen Gymnastikball gemacht hast?

DM: Ich glaube der Gymnastikball Trick hat das Thema der Story erst richtig zum Leben erweckt. Viele Leute können sich damit verbinden und haben bereits in ihrem Leben damit zu tun gehabt oder mit mit einem Gymnastikball trainiert. Da haben wir uns einfach überlegt was so im Kinderzimmer auf dem Boden herumliegt. Ein Ball war dabei naheliegend. Das war ein ziemlich spaßiger Trick und ehrlich gesagt habe ich ihn innerhalb eines Tages lernen können. Es war vor allem ein super Anstoß, da ich dieses Trick jetzt in meinen Shows einbaue. Auch wenn es ein merkwürdiger Trick ist, er kommt gut an und ist wirklich einfach! Er ist wahrscheinlich deutlich einfacher als er aussieht, solange man auf dem Ball landet…

Danny MacAskill in seinem Element.
Auf etlichen Shows auch in Deutschland sind Danny´s Künste live zu bestaunen (siehe Link ganz unten)

CB: Wie machst du das mental bei neuen Tricks die, die nie zuvor jemand gemacht hat? Hast du eine mentale Routine oder Vorgehensweise?

DM: Es ist unglaublich was man alles lernen kann, wenn man einfach alles gibt und gelegentlich hat man sogar einen Glückstreffer oder einen kleinen Augenblick, an dem man merkt, dass der Trick möglich ist. Vielleicht nicht beim ersten Mal und auch nicht beim 50., aber vielleicht beim 65. Versuch. Und dann wird das Ding in die Mangel genommen.

Eine Technik, die ich anwende, wenn ich Angst vor einem Trick habe, während ich auf meinen Pedalen stehe und kurz davor bin DEN Trick des Videos zu starten, ist einen Song zu hören, den ich richtig mag. Früher habe ich oft New York Groove von Kiss genommen und wenn der Chor einsetzt, ist das wie ein Startschuss. Es ist dann als würde mir jemand sagen, dass ich losfahren muss.

Anstatt mich also eine schei* Angst am Start eines Laufes zu haben und im Kopf alle Eventualitäten und Ängste durchzugehen, versuche ich mich auf die Musik zu konzentrieren und lasse die Autopilot-Seite meines Gehirns übernehmen. Dann weiß ich, dass alles gut gehen wird. Es ist der irrationale Teil des Gehirns der vollkommen durchdreht und etwas hervorruft, das extrem unwahrscheinlich ist, solange man es sachgemäß behandelt.

CB: Alles eine Sache des Willens?

DM: Wie bei allem anderen auch, ich denke das ist es was uns ausmacht. Ein sehr großer Teil des Mountainbikens wird von mentaler Stärke als von körperlicher bestimmt. Man kann mit seinem Körper unglaubliche Dinge anstellen, wenn man die mentale Leistungsfähigkeit dazu hat.

CB: Vielen Dank für deine Zeit Danny!

Hier erfährst du mehr über Danny MacAskill und hier begibt sich Danny mit Martin Söderström auf Deutschland-Tour