Und wie kam es dazu, dass du eine eigene Agentur gegründet hast?
Die meisten Designer starten als selbständige Einzelunternehmer. Ich habe während des Studiums die Ein-Mann-Agentur gegründet, um neben meinem ersten Kunden Nicolai noch andere akquirieren zu können. Nicolai war damals mein Hauptkunde und nach und nach klopften andere Firmen aus der Fahrradbranche bei mir an.

Katalogproduktion, Events, Filmprojekte, Werbeaufträge, Athletenbetreuung… Was macht dir persönlich am meisten Spaß und was ist notwendiges Übel zum Geld verdienen?
Alle diese Aufgaben machen Spaß, weil man sich jedes Mal einer neuen Herausforderung stellt. Früher habe ich mich selbst um alles gekümmert, aber mittlerweile habe ich ein Team mit Spezialisten in den jeweiligen Projekten, sodass ich besonders Spaß an der Teamarbeit habe. Bei der Fotografie und beim Filmen kann ich oft noch ganz allein sein, auch daran habe ich meine Freude. Notwendiges Übel sind Buchhaltung, Stundenzettel auswerten, Berichte und Rechnungen schreiben.

Hoshi Yoshida
Hoshis Moto: „Das Leben ist nicht immer nur schwarz-weiß, aber dafür meine analogen Leica Fotos“ © Whyex

Was unterscheidet dich und deine Arbeit von anderen Fotografen und Agenturen deiner Meinung nach?
Darüber hatte ich noch nicht so nachgedacht, aber was ich meinen Foto-Azubis oft erkläre ist, dass sie Fotos schießen müssen, die aus der Menge herausstechen und dass sie dafür hart kämpfen müssen. Auf den Weltcups müssen sie ausgefallene Perspektiven suchen, früher da sein als alle anderen und Ansammlungen von Fotografen meiden, wo potenziell die gleichen Shots entstehen können.
Auch bei Katalogproduktionen stellen wir erstmal den Mainstream auf den Kopf und überlegen von Grund auf neu, wie man es schafft, den Betrachter von der Deckseite bis zur letzten Seite zu fesseln. Bei den Nicolai Katalogen von 2003 bis 2016 haben wir das auf die Spitze getrieben. Sie waren wie Filme inszeniert, hatten eine visuelle und inhaltliche Dramaturgie. Dafür mussten klassische Satzspiegel-Konstruktionen und Layout-Raster dran glauben. Wir haben uns auch über das Papierformat hinweggesetzt und seitenübergreifende Layouts gestaltet, sodass der Leser auch mal zurückblättern oder den Katalog drehen musste.
Wir beschäftigen uns außerdem wahrnehmungswissenschaftlich mit experimentellen Formaten zwischen Fotografie, dynamischen Bewegtbildern und Video (AV). Das sogenannte Stuttermovie-Format, ein Stotterfilm, ist unsere neueste Kreation.

Hoshi Yoshida
Neben Nicolai Bikes sind SR Suntour, WOM Medien und einige projektbezogene Aufträge täglich Brot für die Mitarbeiter von Whyex. © Whyex

Was waren die spannendsten Projekte, die du/ deine Agentur bisher realisiert hast?
Die Projekte, die wir von A bis Z durchführen, sind wohl die interessantesten. Zum Beispiel die Durolux World Tour 2016 oder die Rux World Tour 2017, die wir für unseren Kunden SR Suntor organisiert und durchgeführt haben. Wir haben Top-Athleten aus aller Welt zusammen getrommelt, sind quer durch Europa und Nordamerika gereist und haben Videos und Fotos produziert. Interessant waren dabei die Mischungen von Weltcup-Athleten und Freeridern, Europäern und Nordamerikanern, die verschiedenen Sprachen, die Altersunterschiede von Nachwuchsfahrern und Bike Legenden. Am Ende wurde immer hart geshreddet und wir hatten eine gute Zeit auf den Trips. Da wir noch für die komplette Umsetzung im Marketing zuständig waren, konnten wir das gesamte Material an Videos und Fotos für Messestände, Kataloge, Websites, Merchandising, Magazinstories für Online und Print, Werbeanzeigen, Dokufilme, Social Media ubd so weiter verwenden. Diese Möglichkeit der Komplettverwertung von Film- und Fotomaterial fande ich sehr spannend.

Hoshi Yoshida
Ein Bikekatalog in der Entstehung. © Whyex

Ist schon mal ein Projekt richtig in die Hose gegangen?
Zum Glück haben wir bisher noch kein Projekt in den Sand gesetzt, aber Beinahe-Katastrophen gab es genug. Uns wurden auf Reisen Kameraequipments und Rechner gestohlen, wir haben Drohnen gegen Bäume und Mauern fliegen lassen, mysteriöse elektromagnetische Wolken haben Festplatten zerstört oder Speicherkarten gelöscht. Das Krisenmanagement hat aber irgendwie immer funktioniert und der Kunde bekam meistens nichts davon mit. [grinst]