Johannes Fischbach ist Deutschlands schnellster Downhiller. Im Prime Mountainbiking Exklusivinterview stand er uns Rede und Antwort.

Nach dem Aus bei Ghost musste sich auch Johannes eine neue Heimat suchen, um als Downhillprofi weiter zu machen und davon leben zu können. Anfang des Jahres war es nun so weit und er kündigte mit einem Video seinen neuen Bikesponsor Radon an. Wir wollten von Johannes wissen, wie schwer die Suche war und haben noch einmal einen Blick zurück gewagt, um zu erfahren, wie es überhaupt dazu kam.

Im Exklusivinterview steht uns Johannes Fischbach Rede & Antwort.
Im Exklusivinterview steht uns Johannes Fischbach Rede & Antwort.

Hallo Johannes, lass uns mal ganz am Anfang anfangen. Du bist erst Downhill, dann 4X und jetzt wieder Downhill gefahren. Wann und wie bist du zum Mountainbiken gekommen?

Begonnen hat für mich alles auf dem Cross Country Bike. Im Alter von sechs Jahren bin ich mein erstes Rennen in Schwarzenbach am Wald gefahren – und wurde Zweiter in der Klasse U11. Die nächsten neun Jahre bin ich dann beim CC geblieben und war gar nicht so schlecht unterwegs, mit Jugend-Nationalmannschaft und einem Vizetitel bei den Deutschen Meisterschaften. Was mir damals, glaube ich, ziemlich gut getan hat, war, dass ich das Bergauf-Pedalieren immer als Mittel zum Zweck gesehen habe, um mir meine Abfahrten zu verdienen – auf die hatte ich von Anfang an schon am meisten Bock. Fourcross und Downhill habe ich erst viel später für mich entdeckt.

Erzähl uns mal, wie das damals so war?

 

Mit 15 hing mir das Cross-Country-Fahren zum Hals raus und ich habe erstmal sämtliche Räder in der Ecke stehen lassen. Nach einem halben Jahr ohne Biken war allerdings ziemlich schnell klar, dass das auch nichts für mich war und ich habe mir auf Ebay einen Poison Dirtjumper ersteigert. Auf dem Teil hatte ich sofort extrem viel Spaß und ich bin erstmal kreuz und quer in unserem Dorf rumgehüpft. Ich weiß noch, dass der Lenkwinkel so steil war, dass das Vorderrad beim X-Up an der Kurbel angeschlagen hat… ein paar Wochen später kam mein Vater mit der Ausschreibung für ein Dual Slalom-Rennen auf Schnee in Mehlmeisel (Fichtelgebirge) an und meinte, ich solle dort doch mal mitfahren. Was Gravity-Rennen bzw. die komplette zugehörige Szene anging, war ich damals noch komplett unvorbelastet. Ich ging also an den Start, fuhr auf den zweiten Platz und checkte erst später, dass einige Fahrer der deutschen Elite am Start gewesen waren. Das Rennen hatte mir so viel frische Motivation geliefert, dass ich beschloss, mich ernsthaft für den Mitteldeutschen Dual Cup im darauffolgenden Jahr vorzubereiten. Ein Jahr später konnte ich den Cup in der U16 dann gewinnen, was mir meinen ersten Materialdeal mit Bergamont einbrachte. Zum Downhill kam ich 2005 eher durch Zufall, als ich mein erstes Big Bike gestellt bekam. Das Training auf dem Rad machte mir so viel Spaß, dass ich mich im selben Jahr zur Deutschen Meisterschaft im Downhill anmeldete, wo ich Dritter in der Juniorenklasse wurde. Damals hatte ich noch keinen Führerschein und durfte die 20km vom Bahnhof zum Wettkampfort am Tag vor dem Rennen auf dem Big Bike abstrampeln – das waren noch Zeiten… ein Jahr später gewann ich dann meinen ersten Downhill-Titel in der Juniorenklasse.

 

Gute Biker brauchen guten Kaffee! So auch Fischbach, der zum Freizeit-Barista geworden ist.
Gute Biker brauchen guten Kaffee! So auch Fischbach, der zum Freizeit-Barista geworden ist.

Wieso bist du dann doch beim Fourcrossen gelandet?

2006 hatte ich ziemlich gleichwertig Dual/Fourcross und Downhill trainiert. Mir wurde allerdings recht bald klar, dass ich mich auf eine Disziplin beschränken musste, wenn ich vorankommen wollte. Da mir Fourcross damals mehr Spaß machte, war die Wahl ziemlich einfach. Es zahlte sich dann auch schnell aus und ich konnte 2007 auf einem Ghost zum ersten Mal den Deutschen Meistertitel erobern.

Was waren deine größten Erfolge?

2. Platz und mehrere 3. Plätze im 4X-Weltcup, 5. Platz 4X-WM in der Schweiz 2011, 9. Platz Downhill-WM in Südafrika 2013, 5x Deutscher Meister im Fourcross, bislang 3x im Downhill. Gewinn des City Downhill Rennens in Bilbao 2015. Was ich außerdem ziemlich cool fand, waren die Podiumsplatzierungen beim Crankworx in Whistler.

Egal ob im Staub ...
Egal ob im Staub …
... oder im Schnee: Fischbach dreht immer am Gashahn!
… oder im Schnee: Fischbach dreht immer am Gashahn!